Essai
Nouvelle parution
Jörn Steigerwald: Galanterie. Die Fabrikation einer natürlichen Ethik der höfischen Gesellschaft (1650-1710). 

Jörn Steigerwald: Galanterie. Die Fabrikation einer natürlichen Ethik der höfischen Gesellschaft (1650-1710).

Publié le par Alexandre Gefen (Source : Jörn Steigerwald)

Galanterie. Die Fabrikation einer natürlichen Ethik der höfischen Gesellschaft 1650-1710. Heidelberg: Winter Verlag 2011, Neues Forum für Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft 41, ISBN 9783825358761

Die Studie widmet sich erstmals umfassend der Galanterie in Frankreich und Deutschland als vorzugsweise höfischer Verhaltensmodellierung am Übergang von frz. Klassik und Frühaufklärung. Dergestalt kann sie auch der Schwellenzeit um 1700 eine übergreifende, Differenzen und Adaptionen einschließende Signatur geben. Die französische Galanterie wird Mitte des 17. Jahrhunderts. als Liebesethik der höfischen Gesellschaft begründet, die einer besonderen Präsentationslogik folgt, insofern an die Stelle begrifflicher Sistierung ein Zusammenspiel von deiktischer und mimetischer Darstellung gesetzt wird. Die mangelnde begriffliche Konsistenz der Galanterie lässt sich dergestalt als Distinktionsmarker der sozialen und ästhetischen Praxis der ‚Galanten‘ erklären, mit der sich diese bewusst nach außen abgrenzten. Diese Eigenschaft wurde in der deutschen Rezeption um 1700 indes nur partiell wahrgenommen, so dass es zu Verwerfungen und didaktisierenden Umkodierungen kam, um die Galanterie an die anders gelagerte Sozialstruktur zu adaptieren.

Im Zentrum der Untersuchung stehen die Werke von Madeleine de Scudéry als Gründungsfigur der Galanterie in Frankreich, Christian Thomasius als Kulturvermittler der Galanterie nach Deutschland und Christian Friedrich Hunold als Paradigma der deutschen Galanterie um 1700.